PubMed-ger:26504719
Grundlegende Überlegung: Diagnose und Therapie der Osteomyelitis fordern auch heute Chirurgen, Mikrobiologen und Pathologen gleichermaßen. Der direkte mikrobiologische Nachweis des krankheitsverursachenden Erregers stellt einen „Gold Standard“ in der Diagnostik der Knocheninfektion dar. Leider gelingt der Keimnachweis nicht in allen Fällen, speziell bei chronischen Krankheitsverläufen, laufender Antibiotikatherapie oder im Falle der „low grade Infektion“. Die histopathologische Analyse ist insofern eine Condotio sine qua non. Nur anhand dieser Ergebnisse lässt sich zweifelsfrei das Vorliegen einer Osteomyelitis detektieren und eine Aussage zu ihrer Akuität machen. Ziel dieser Studie ist die Vorstellung eines standardisierten histopathologischen Scores, anhand dessen analog zum TMN-System bei Tumorerkrankungen eine valide Kartierung einer Osteomyelitis möglich ist. Weiterhin wurde die Korrelation zwischen histopathologischen Ergebnissen und der klinischen Diagnose ebenso wie dem positiven Keimnachweis überprüft.Methode: In einer retrospektiven Analyse wurden die histopathologischen und mikrobiologischen Befunde von Patienten mit den eindeutigen klinischen Symptomen einer Osteomyelitis untersucht. Alle in die Studie eingeschlossenen Patienten wurden zwischen dem 01.01.2013 und dem 31.12.2013 operiert. Sämtliche Gewebsproben wurden während der operativen Eingriffe gewonnen. Die histologischen Untersuchungen basierten auf den Standardtechniken für bakterielle Infektionen im Bindegewebe, periimplantär und im Knochen. Die Ergebnisse wurden erfasst:in einer tabellarischen Form durch Zahlen, welche die Ausprägung von akuten (A1 bis A3) und chronischen (C1 und C2) Osteomyelitis-Kriterien semiquantitativ (Scala 0–3) in einer getrennten Form für akute und chronische Veränderungen darstellt (Histopathologischer Osteomyelitis-Evaluationsscore),in einer schriftlichen, abgestuften Form, welche sich durch die Summation der tabellarischen Werte ergibt.Die präoperative und die perioperative Diagnose, das histologische Ergebnis und die Mikrobiologie wurden hinsichtlich ihrer Übereinstimmung korreliert (dabei war nicht die Keimtypisierung, sondern der Keimnachweis an sich relevant). Ergebnisse: 52 chirurgische Proben wurden ausgewertet. Sie alle stammten von Patienten mit der präoperativen Diagnose „Osteomyelitis“ (akute Osteomyelitis = AOM; akute Exazerbation einer chronischen Osteomyelitis = ECOM; chronische Osteomyelitis = COM). Es fanden sich: COM n=37, AOM n=10, ECOM n=5. Die Korrelation zwischen dem histopathologischen Bild inklusive der inflammatorischen Reaktion und einem positiven Erregernachweis betrug 57%. Die Korrelation zwischen der präoperativen Diagnose und der histologischen Analyse betrug 68%.Schlussfolgerung: Die relative geringe Übereinstimmung von präoperativer Diagnose, histopathologischem Ergebnis und der Mikrobiologie legt Folgendes nahe:Die klinische Vermutung allein ist nicht ausreichend für die Diagnose „Osteomyelitis“.Die klinische Vermutung allein ist nicht ausreichend zur Differenzierung zwischen AOM, ECOM und COM.Die histopathologische Analyse ist das entscheidende Kriterium. Einerseits für die Diagnose „Osteomyelitis“ an sich und andererseits für deren Akuität.Die histopathologische Analyse ist die Basis für die Therapie.HOES ist ein brauchbares Instrument zur standardisierten Kartierung der histopathologischen Ergebnisse.
|